Ich habe diese Städte schon bei meiner ersten Reise beschrieben. Heute lasse ich Heidi sprechen, die diesen Tag perfekt beschreibt.

„Weil es uns hier so gut gefällt, versuchte Peter heute Morgen, den Flug nach Delhi um einen Tag zu verschieben. Der Erfolg blieb trotz mehreren Telefonaten und stundenlangem üben am PC aus.
Am Mittag verliessen wir das Hotel um die wichtigste Pilgerstätte der Sikhs zu besuchen. Der prachtvolle, Goldene Tempel erhebt sich aus der Mitte eines künstlich angelegten, rechteckigen Sees. Er wurde im 16. Jh. von Arjan Dev erbaut und ist das spirituelle Zentrum des Sikhs Glaubens.
Jeder Sikhs versucht wenigstens einmal im Leben eine Pilgerfahrt hierher zu unternehmen um in dem „reinigendem“ Wasser des Tempelsees (See der Unsterblichkeit) zu baden.
Um in das Innerste des Goldenen Tempels zu gelangen mussten wir zuerst eine Opfergabe kaufen und uns dann in die Reihe der Pilger stellen. Nach einer halben Stunde (ohne drängeln und schupsen, die Shik s sind sehr diszipliniert) erreichten wir den Kern der Pilgerstätte. Wir waren fasziniert über das viele Gold, den Prunk, die wunderschönen Ornamente, und die Gläubigen, die mit grosser Hingabe ihre Priester huldigten, die ihnen aus dem heiligen Buch vorlasen und dazu spielte spirituelle Musik. Ein Ort der Besinnung welcher unter die Haut ging. Auf dem ganzen Areal wird die gesungene Vorlesung aus dem heiligen Buch mit Lautsprecher übertragen. Im Gegensatz zu anderen von uns besuchten Tempel  herrscht hier eine feierliche Stimmung auch ausserhalb des goldenen Tempels  rund um den See.

Für die Shikhs ist die Pilgerfahrt erst dann vollendet, wenn sie den Guru-ka-Langa (Gemeinschaftkantine) besucht haben. Hier werden jeden Tag 10 000 bis 20’000 Chapatti (Brotfladen) und Dhal-Gerichte zubereitet. Für uns ein Muss dabei zu sein. Zuerst fassen wir Teller, Schüsseln und Löffel. Alles aus Chromstahl. Im Schneidersitz sitzen wir auf einer Matte, (nicht wirklich bequem für uns Westler) in einer Reihe mit tausenden von Pilgern und geniessen die spezielle vegetarische Mahlzeit. Ein fantastisches Erlebnis. Filmreif sind die Szenen, vom Abwasch tausender Teller, Gabeln und Trinkgeschirr an mehreren Abwaschtrögen, wo links und rechts abgewaschen wird. Eine Augenweide wie Frauen, Kinder, junge und alte Menschen am Boden sitzend, das Gemüse für das Essen vorbereiteten. Die Organisation ist einmalig und sensationell. (Langsam nähern wir uns der Zivilisation)!

Auf dem Weg zurück zum Hotel erzählt uns der Ritschkafahrer, dass er jeden Tag 64 km mit dem Zug nach Amritsar zur Arbeit fahre. Er verdient ein paar Rupien in dem er die Leute mit der Ritschka von A nach B bringt, damit muss er seine Frau und 2 Kinder ernähren. Ins Fitnesscenter muss er wohl nie! Was ist das für eine Welt! „